Polen, ein Land, das im Herzen Europas liegt, umfaßt heute fast dieselben Gebiete wie der historische polnische Staat aus dem Ende des 10.
Jahrhunderts. Die Geschichte dieser Gebiete reicht aber noch viel weiter zurück. Schon lange vor der Gründung des polnischen Staates war dieses Gebiet eine Siedelstätte für verschiedene Völker, die nach besseren Lebensbedingungen suchten. Etwa 1500 Jahre vor Christi Geburt ließen sich hier urslawische und slawische Völker nieder. Die stärksten unter den Volksstämmen, die Gebiete zwischen den Flüssen Oder und Bug, den Erhebungen der Karpaten und der Ostsee besiedelten, waren die Polanen, die sich im Tal des Unter- und Mittellaufs der Warta niederließen. Eine große Rolle spielten in der späteren Geschichte auch die Wilzen, die die Ufer der oberen Weichsel besiedelten. Der fruchtbare Boden war die Hauptvoraussetzung für die Entwicklung der slawischen Volksstämme in diesen Gebieten, darunter auch der Polanen und der Wilzen. Die Slawen beschäftigten sich mit Ackerbau und Viehzucht, Fischfang, Jagd und Beerenlese. Es entwickelte sich auch das Handwerk, vor allem Eisenschmiede, Metallurgie und Töpferhandwerk. Ein französischer Chronist, der durch die heute zu Polen gehörenden Gebietesta reiste, schrieb in seinem Reisebuch, es sei ein Land mit vielen Wäldern, aber auch reich an Gold und Silber, Brot und Fleisch, Fischen und Honig. Es sei ein Land mit guter Luft, fruchtbarem Boden, Flüssen, die von Fischen wimmeln, und Wäldern, aus denen guter Honig komme. Die Bewohner dieser Gebiete wohnten in Siedlungen, die nur aus wenigen Häusern bestanden, die an einer unregelmäßig verlaufenden Gasse oder an einem Platz errichtet wurden und nutzten gemeinsam die vorhandenen Bodenschätze aus. Bereits zwei Jahrhunderte vor der Entstehung des polnischen Staates gründete die einheimische Bevölkerung die ersten kleinen territorialen Einheiten, Opole genannt. Das Zentrum einer solchen Einheit bildeten immer größere Siedlungen, die sich schon im 8. Jahrhundert vor Christus zu befestigten Siedlungen entwickelten. Mit Graben, Palisade oder Holz- und Erdwällen mit Einfahrtstor verschanzt, waren sie richtige Wehrsiedlungen, so wie Biskupin, eine für die sog. Lausitzer Kultur typische Siedlung. Mit dem Verfall dieser Kultur verschwanden auch große Siedlungen. Erst nach einigen hundert Jahren, in der Zeit der Herausbildung des polnischen Staatswesens erschienen sie erneut als befestigte Zentren der politischen Macht und der Verwaltung.
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